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Kündigungsschutzklage: Welche Rechte stehen Ihnen als Arbeitnehmer zu und wie können Sie vorgehen?


Lars Murken-Flato
Lars Murken-Flato
Erstellt: 30.05.2023 | Stand: 06.06.2023

Wir erklären Ihnen das Ziel von Kündigungsschutzklagen und die maßgebliche Frist, die dabei zu beachten ist. Zudem erklären wir Ihnen den typischen Ablauf eines Kündigungsschutzverfahrens und unter welchen Umständen diese für Arbeitnehmer sinnvoll sein kann.

Was ist eine Kündigungsschutzklage?

Das deutsche Kündigungsschutzgesetz (KSchG) stellt einen der stärksten Kündigungsschutzmechanismen weltweit dar. Die Voraussetzungen für eine Kündigung sind hoch. Viele Arbeitgeber bieten daher bei einer Entlassung eine Abfindung an oder beenden das Arbeitsverhältnis mit einem Aufhebungsvertrag. Es wird jedoch empfohlen, nicht vorschnell auf solche Angebote einzugehen. Wenn man glaubhaft mit einer Kündigungsschutzklage nach § 4 KSchG droht und einen Anwalt einschaltet, kann man oft bessere Bedingungen aushandeln.

Eine Kündigungsschutzklage ist eine rechtliche Maßnahme, die von einem Arbeitnehmer eingeleitet wird, um gegen die Kündigung seines Arbeitsverhältnisses vorzugehen. In vielen Ländern gibt es gesetzliche Bestimmungen, die Arbeitnehmer vor unrechtmäßigen Kündigungen schützen sollen. Wenn ein Arbeitnehmer der Meinung ist, dass seine Kündigung unberechtigt oder unrechtmäßig ist, kann er eine Kündigungsschutzklage vor Gericht einreichen, um die Rechtmäßigkeit der Kündigung überprüfen zu lassen.

Eine Kündigungsschutzklage ermöglicht es dem Arbeitnehmer, vor Gericht seine Gründe darzulegen, warum die Kündigung ungerechtfertigt ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Kündigung aus Gründen erfolgte, die gegen das Arbeitsrecht verstoßen, wie Diskriminierung, Vergeltung für die Ausübung bestimmter Rechte des Arbeitnehmers oder Verletzung von Arbeitnehmerrechten gemäß dem geltenden Arbeitsvertrag oder Arbeitsgesetz.

Die Kündigungsschutzklage spielt eine wichtige Rolle, um die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen und sicherzustellen, dass sie nicht ungerechtfertigt oder willkürlich entlassen werden können. Sie ermöglicht eine faire Prüfung der Kündigungsvorwürfe und bietet den Arbeitnehmern die Möglichkeit, ihre Rechte vor Gericht durchzusetzen.

Das Gericht prüft die Sachlage, hört die Argumente beider Parteien an und trifft eine Entscheidung darüber, ob die Kündigung rechtlich gültig ist oder ob der Arbeitnehmer Anspruch auf Wiedereinstellung oder eine Entschädigung hat. Die genauen Bestimmungen und Verfahren für Kündigungsschutzklagen können je nach Land und Rechtssystem unterschiedlich sein. Es ist daher ratsam, sich an einen Rechtsanwalt oder eine entsprechende Beratungsstelle zu wenden, um genaue Informationen zu den geltenden Gesetzen und Verfahren in Ihrem Land zu erhalten.

Welche Formalitäten müssen Sie bei einer Kündigungsschutzklage beachten?

Das Ziel einer Kündigungsschutzklage besteht darin, dass das Gericht prüft, ob die Kündigung überhaupt zulässig bzw. wirksam war. Wenn nicht, bleibt das Arbeitsverhältnis bestehen. Um Aussicht auf Erfolg zu haben, muss die Klage bestimmte Voraussetzungen erfüllen, insbesondere müssen die Regeln des Kündigungsschutzgesetzes eingehalten werden. Im Folgenden erläutern wir die wichtigsten Aspekte einer wirksamen Kündigungsschutzklage:

  1. Schriftlichkeit:
    Eine Kündigung muss schriftlich auf Papier erfolgen und von einem berechtigten Vertreter eigenhändig unterschrieben sein. Mündliche Kündigungen, Kündigungen per E-Mail, SMS, Fax oder WhatsApp sind unwirksam.
     
  2. Kündigungsfristen:
    Der Arbeitgeber muss sich an gesetzliche, tarifvertragliche oder vertragliche Kündigungsfristen halten, die meist von der Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers abhängen.
     
  3. Kündigungsschutz:
    Während der Probezeit (maximal 6 Monate) können Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis innerhalb von zwei Wochen kündigen, sofern der Tarifvertrag nichts anderes regelt. Danach greift der gesetzliche Kündigungsschutz.
     
  4. Kündigungsgrund:
    Jede ordentliche Kündigung benötigt einen triftigen Kündigungsgrund, sei es betriebsbedingt, personenbedingt oder verhaltensbedingt. In vielen Fällen muss einer Kündigung eine Abmahnung vorausgehen.
     
  5. Pflichtverstoß:
    Eine außerordentliche Kündigung gemäß § 626 BGB ermöglicht die unmittelbare Beendigung des Arbeitsverhältnisses und umgeht geltende Kündigungsfristen. Aus diesem Grund wird sie auch als "fristlose Kündigung" bezeichnet. Eine solche Kündigung ist jedoch an strenge Voraussetzungen gebunden und nur bei schweren Pflichtverstößen oder Vertrauensbrüchen des Arbeitnehmers möglich. Beispiele hierfür sind Diebstahl oder Arbeitszeitbetrug. In einem solchen Fall muss das Unternehmen innerhalb von 14 Tagen nach Kenntnis der Gründe kündigen, da sonst eine fristlose Kündigung nicht mehr möglich ist.
     
  6. Besonderer Kündigungsschutz:
    Es gibt auch bestimmte Ausnahmen und Sonderregelungen für Kleinbetriebe sowie für besonders schützenswerte Arbeitnehmergruppen, wie Auszubildende, Schwerbehinderte, Schwangere, Eltern in Elternzeit oder Betriebsratsmitglieder.
     

Ablauf einer Kündigungsschutzklage

Konsultieren Sie einen Anwalt: Es ist ratsam, einen erfahrenen Arbeitsrechtler oder Anwalt zu konsultieren, um eine fundierte Rechtsberatung zu erhalten. Der Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre Chancen einzuschätzen, die Klage vorzubereiten und rechtliche Schritte zu unternehmen. Danach folgt der weitere Ablauf des Kündigungsschutzprozesses:

  1. Klageeinreichung:
    Die Kündigungsschutzklage muss spätestens drei Wochen nach der Kündigung beim Gericht eingereicht werden.
     
  2. Klagezustellung:
    Der Arbeitgeber wird über die Klage informiert und erhält eine beglaubigte Abschrift der Kündigungsschutzklage.
     
  3. Gütertermin:
    Das Gericht setzt zeitnah einen ersten Gerichtstermin an. In diesem Termin wird versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden und den Prozess durch einen Vergleich oder eine Abfindung zu beenden.
     
  4. Kammertermin:
    Nachdem in der Güteverhandlung keine Einigung erzielt wurde, setzt der Richter einen Kammertermin beim Arbeitsgericht an. In dieser mündlichen Verhandlung wird erneut versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Die Zeitspanne bis zum Kammertermin kann jedoch zwischen zwei und zwölf Monaten liegen.
     
  5. Keine Einigung?
    Falls keine Einigung erzielt wird, stellt das Gericht dem Unternehmen eine Frist, um die Kündigung schriftlich und detailliert zu begründen. Beim zweiten Kammertermin werden dann alle Beweismittel überprüft und eventuelle Zeugen angehört.
     
  6. Endgültiger Gerichtstermin:
    Schließlich findet der endgültige Gerichtstermin statt, in dem das Gericht ein Urteil fällt und darüber entscheidet, ob die Kündigung wirksam war. Falls man mit dem Urteil nicht einverstanden ist, besteht die Möglichkeit, in Berufung zu gehen.

Wie stehen die Chancen den Prozess als Arbeitnehmer zu gewinnen?

Wenn der Arbeitnehmer erfolgreich den Kündigungsschutzprozess führt und die Kündigung als ungültig erklärt wird, hat er das Recht auf Nachzahlung der ausstehenden Gehälter sowie das Recht, in seine frühere Position zurückkehren zu dürfen. Dies gilt auch rückwirkend, falls der Arbeitnehmer zuvor freigestellt wurde. Im Falle eines Prozessverlusts steht der Arbeitnehmer jedoch vor der Arbeitslosigkeit oder hat die Option, Berufung beim Landesarbeitsgericht einzulegen.

Zusammenfassend ist wichtig zu beachten, dass es keine allgemeingültige Aussage über die Gewinnchancen einer Kündigungsschutzklage geben kann. Jeder Fall ist einzigartig und hängt von den individuellen Umständen ab. Ein erfahrener Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre spezifische Situation einzuschätzen und Ihre Chancen auf Erfolg zu bewerten.